Samenbau

Auslese / Auswahl / Selektion

Selektion bezeichnet in der Saatgutvermehrung und in der Pflanzenzüchtung den Prozess der Auswahl der besten Samenträger. Diese Wahl findet nicht nur einmal zum Zeitpunkt der Festlegung, welche Pflanzen zur Samenproduktion dienen sollen, statt. Vielmehr ist die Selektion ein fortlaufender Prozess der Beobachtung für den Samenbauer. So muss er wiederholte Male überprüfen, ob die von ihm gewählten Pflanzen auch in ihrer weiteren Entwicklung noch den Vorstellungen von guten Samenträgern entsprechen.

So kann es vorkommen, dass eine zunächst gute Pflanze plötzlich krank wird, oder umgekehrt, dass eine Pflanze mit zögerlicher Entwicklung plötzlich zu einem potentiellen Samenträger heranwächst.

Die Auswahl der Samenträger in einem Pflanzenbestand kann über einfache Markierungen wie z.B. Stäbe, Bänder oder Schilder erfolgen. Danach werden die selektierten Pflanzen weiter in ihrer Entwicklung beobachtet, um zu prüfen ob sie sich wirklich gut als Samenträger eignen.

Für eine Pflanze können dabei mehrere Kriterien in Betracht kommen, die nur nacheinander und im Laufe der Zeit evaluiert werden können.

Eine solche Kriterien-Reihe könnte z.B. sein: Jungpflanzenentwicklung, vegetative Entwicklung und Bewurzelung, Krankheits- und Schädlingsresistenz, Entwicklung und Ausformung des essbaren Teils (bei Gemüse), Erlangung der Erntereife usw.

Bei Samenträgern von zweijährigen Pflanzen kann auch noch die Überwinterung einen weitere Selektion mit sich bringen. Wenn gute Samenträger eingekellert wurden, heißt das noch nicht, das sie auch den Winter gut überstehen werden. Zu Frühlingsbeginn und vor der erneuten Auspflanzung im Garten werden die Samenträger noch einmal selektiert (diesmal also etwa auf das Zuchtziel Lagerfähigkeit).

 

Elitesaatgut

Elitesaatgut wird erhalten, wenn im Zuge einer strengen stark qualitätsorientierten Selektionsarbeit nur von den allerbesten Pflanzen Saatgut geerntet wird. Dieses Elitesaatgut behält der Samenbauer einerseits für seine weitere Züchtungsarbeit. Ein Teil des Elitesaatgutes wird aber jeweils auch zur Saatgutvermehrung benutzt und dafür z.B. auch an andere Samenbauer, an so genannte Vermehrungsbetriebe abgegeben.  (siehe auch positive massale Selektion)

 

Handbestäubung siehe mechanische Isolation

 

Isolation (zeitliche, räumliche, mechanische)

Unter Isolierung versteht man bei der Saatgutvermehrung und der Sortenerhaltung die Verhinderung von unerwünschten Verkreuzungen. Hierbei gibt es verschiedene Methoden:

Die zeitliche Isolierung ist am einfachsten zu praktizieren. So kann man entweder nur eine Sorte einer allogamen Art pro Saison vermehren oder aber zwei Sorten, die dafür aber nacheinander mit zeitlich versetzten Blühphasen. In den Ländern von Mittel- und Nord-Europa ist allerdings eine Saison oft so kurz, dass höchstens bei Pflanzenarten mit sehr schneller Entwicklung zwei Sorten in einem Jahr nacheinander zur Samenreife gebracht werden können.

Die räumliche Isolierung liegt vor, wenn zwischen zwei Sorten, die sich verkreuzen können, so viel Abstand liegt, dass weder Wind noch Insekten den Pollen über diese große Distanz transportieren können. Obwohl bei deren Reichweiten ein Kilometer und mehr keine Seltenheit sind, ist eine Verkreuzung bei relativ kleinen Gemüsebeständen auch schon bei kürzeren Entfernungen eher unwahrscheinlich.

Bei der mechanischen Isolation werden Hilfsmittel wie z.B. Insektengitter oder Papier-Tüten benutzt, um den Pollentausch zwischen allogamen eng verwandten Sorten zu verhindern.

So können z.B. begehbare Kulturtunnel, Niedrigtunnel oder Käfige mit Insektennetzen bezogen werden. In ihnen werden dann die vor Fremdbestäubung zu schützenden Kulturen angebaut.

Allerdings müssen in diese nach außen abgeschirmten Bereiche Bestäuberinsekten eingebracht werden, wie z.B. Fliegen, denn sonst kann ja keine Bestäubung erfolgen.

Bei Pflanzen mit großen nicht sehr zahlreichen Blüten oder Blütenständen (z.B. Kürbis, Mais) können Papiertüten zur mechanischen Isolierung benutzt werden. Dann muss die Bestäubung per Hand erfolgen, indem der Pollen mit einem Pinsel auf die Narbe aufgetragen wird.

Isolationstunnel und -käfige

Isolationstunnel und -käfige sind mobile mit Insektennetzen bespannte Einrichtungen, die über Samenträgerbestände gesetzt werden können, um ein Eindringen von mit Fremdpollen behafteten Insekten von außen zu verhindern. So genannte Niedrigtunnel bestehen aus biegsamen Federstahlstäben, Isolationskäfige sind feste Gestelle aus Holz oder Metall.

 

Keimfähigkeit / Keimprobe / Keimrate

Nach der Ernte und dem Reinigen von Saatgut einer bestimmten Sorte muss als Qualitätsmerkmal dessen Keimfähigkeit ermittelt werden. Die Keimfähigkeit wird dabei als Keimrate in Prozent gemessen.

Der Vorgang der Bestimmung der Keimfähigkeit, die Keimprobe, läuft folgendermaßen ab:

–      Vernünftige Reinigung des geernteten Saatguts um ein Maximum an zu kleinen oder leeren nicht keimfähigen Samen schon vor der Keimprobe zu eliminieren

–      Abzählen einer bestimmten Zahl von Samen der zu prüfenden Sorte: Bei kleinem Saatgut mindestens 50 Korn (Sellerie, Chicorée, Lauch u.a.), bei mittelgroßem Saatgut 20 – 30 Korn (Kohl, Radieschen, Spinat u.a.) und bei großem Saatgut 10 – 20 Korn (Gurken, Kürbis, Bohnen u.a.).

–      Aussäen der Samen: Hierbei gibt es einen gewisse Bandbreite verschiedener Techniken zwischen praxisnaher Aussaat in mit Erde gefüllten Schalen und Schaffung optimaler Keim-Bedingungen in speziellen Geräten des professionellen Bereichs.

Wichtig ist auf jeden Fall, dass in der Keimprobe stets eine ausreichende Wärme (für die meisten Pflanzenarten am besten zwischen 18° und 22°C) und eine gleichmäßige Feuchtigkeit vorliegen.

–      Auszählen der gekeimten Samen nach einer der Pflanzenart angemessenen Zeit (Einige Pflanzenarten keimen unter optimalen Keimbedingungen schon nach ein paar Tagen, andere brauchen dafür bis zu 10 Tage.).

–      Berechnung der Keimrate nach der Formel:

gekeimte Samen  x  100  : gesäte Samen =  Keimrate in %

Falls die Keimfähigkeit einer Saatgut-Charge unter einem akzeptablen Wert (z.B. unter 70% liegt, kann die Keimrate durch erneutes, strengeres Reinigen stark erhöht werden. Wenn weitere kleine oder leere Samenkörner durch Siebe oder Gebläse entfernt werden, erhöht sich zwangsläufig der prozentuale Anteil der keimfähigen Samen.

Nachtrocknung

Von Nachtrocknung spricht man, wenn die geernteten Samenträger in einem Arbeitsraum vor der Samenextraktion noch weiter getrocknet werden. Normalerweise werden die Samenträger immer in schon relativ trockenem Zustand geerntet. Trotzdem sollte ein gewisse äußere Restfeuchte schnell abgetrocknet werden, da die Samenträger sonst im Zwischenlager Gefahr laufen zu faulen. Daher sollten die Samenträger nicht auf Haufen gelegt werden, in denen keine Luft zirkuliert. Das Ablegen auf Gitterstellagen, an die auch von unten Luft kommt, oder das Aufhängen an gespannten Drähten sind gute Vorgehensweisen des Nachtrocknens. Darüber hinaus sollten die Lagen nicht zu dicht gepackt sein; vielleicht kann auch noch ein zusätzlicher Ventilator angeschaltet werden. Luftzug ist für die Trocknung dabei wichtiger als Wärme, es sei denn die Samenträger sind eher in nassem Zustand geerntet worden.

In extremen Fällen oder auch bei Nachtrocknung an sonnenarmen, feuchten Herbsttagen sollte noch ein Luftentfeuchter in den Trocknungsraum gestellt werden, der die verdunstende Feuchtigkeit aus der Raumluft ziehen kann.

Positive und negative massale Selektion

Massale Selektion bedeutet, dass aus einem Pflanzenbestand bzw. einer großen Zahl von Pflanzen Individuen nach gewissen Kriterien ausgesucht werden. Bei der positiven massalen Selektion werden die besten Pflanzen ausgesucht, um sie als Samenträger zu verwenden. Die positive massale Selektion dient der Erzeugung von Elitesaatgut.

Gemäß bestimmter Kriterien können die selektierten Pflanzen entweder markiert werden und bis zur Samenreife im Bestand bleiben oder aber an einen anderen Ort umgepflanzt werden. Die Entscheidungskriterien sind dabei folgende:

–      Kultur von Elitesaatgut einer Sorte einer autogamen Pflanzenart: die selektierten Pflanzen können im Bestand bleiben, da keine oder nur geringe Verkreuzungsgefahr besteht.

–      Kultur von Elitesaatgut einer Sorte einer allogamen Pflanzenart: die positiv selektierten Individuen werden aus dem Pflanzenbestand genommen und an einem anderen Ort weiter kultiviert, um unerwünschte Verkreuzungen mit den nicht selektierten Pflanzen zu verhindern.

–      Im Falle einer eher geringen Zahl von Pflanzen des Bestandes werden alle Pflanzen zusammen blühen gelassen, um eine möglichst große genetische Durchmischung zu haben. Danach wir dann nur von den besten Pflanzen das Saatgut geerntet. Auch dies ist noch eine Form von Elitesaatgut.

–      Eine Umpflanzung von Samenträgern kann auch als Grund eine Platzersparnis haben. Wenn die anderen Pflanzen des Bestandes, die nicht zum Samenbau dienen sollen, auf normale Weise geerntet werden, bleiben die Samenträger auf dem Feld zurück und belegen aufgrund der großen Abstände, die durch das Entfernen der anderen Pflanzen entstanden sind, eine unrentabel große Fläche.

–      Positiv selektierte Pflanzen von zweijährigen Gemüsearten, die nicht auf dem Feld überwintern können, werden getrennt aufbewahrt und dann im Frühjahr neu in die Erde ausgepflanzt.

Die positive massale Selektion gilt als die ursprüngliche Selektionsmethode, als nämlich zu Beginn der Landwirtschaft Menschen damit begannen immer die größten Samen aus Wildgrasbeständen für eine gezielte wiederholte Aussaat zu sammeln und so allmählich die Zuchtgetreide entstanden.

Während die positive massale Selektion der Erzeugung von Elitesaatgut dient, wird die negative massale Selektion zur Vermehrung von Saatgut bekannter Qualität verwendet.

Bei der negativen massalen Selektion werden aus einem Pflanzenbestand alle Pflanzen entfernt, die nicht den Kriterien eines guten Samenträgers entsprechen, also alle kranken, schlecht entwickelten oder in ihrer Form nicht den Sorteneigenschaften entsprechenden Pflanzen.

Bei der negativen massalen Selektion geht es um die Vermehrung von Saatgut dadurch, dass eine möglichst große Zahl von Pflanzen einer Sorte zur Samenreife gelangt.

In diesem Sinne kann von einer Sorte zunächst einmal im Zuge einer strengen positiven Selektion Elitesaatgut hergestellt werden, das danach dann über die Methode der negativen Selektion vermehrt wird. Die positive massale Selektion hat also eher einen qualitativen, züchtersichen Aspekt, während die negative massale Selektion eher einen quantitativen Aspekt der Mengenerzeugung hat.

Saatgut-Beizung / Beizen von Saatgut

Unter Saatgutbeizung versteht man alle Maßnahmen, die den Schutz des Saatgutes vor Krankheiten und Schädlingen und die Förderung einer zügigen ausfallsarmen Keimung bewirken können. Hierbei gibt es sehr unterschiedliche Vorgehensweisen:

–       Umhüllung mit Ton und Lehm (Pillierung), die neben der Erleichterung der mechanisierten Einzelkornsaat auch dem zusätzlichen Schutz vor Austrocknung beim Keimungsprozess dient.

–       Beizen des Saatguts mit chemischen Fungiziden zur Abtötung von Sporen pathogener Pilze (besonders im Bereich der so genannten Auflaufkrankheiten) oder mit chemischen Fraßgiften gegen Insekten. Chemisch gebeiztes Saatgut muss dabei gleichzeitig mit Farbstoffen gekennzeichnet werden um eine irrtümliche Verwendung als Nahrungs- oder Futtermittel auszuschließen.

–       Beizen der Samenkörner mit Düngemitteln, die dem Keimling in seiner Entwicklung helfen sollen.

–       Beizung mit Pflanzenstärkungsmitteln, die Krankheiten und Schädlinge abweisen: z.B. Zwiebelschalensud, Holzasche, Rainfarn- und Schachtelhalm-Extrakte. Diese Mittel können z.B. in Form von Jauche bei der Saat ausgebracht werden. Diese Methode wird im biologischen Anbau als natürliche Alternative zur chemischen Beizung verwendet.

–       Beizung mit warmem Wasser zur Abtötung von Sporen pathogener Pilze. Diese Methode wird im biologischen Anbau als natürliche Alternative zur chemischen Beizung verwendet.

 

Saatgutlagerung

Bei der Saatgutlagerung geht es darum, die idealen Bedingungen zu schaffen, die es den Samen erlauben über so viele Jahre wie möglich eine hohe Keimfähigkeit zu erhalten. Da Samen lebendig sind (denn sonst könnten sie ja auch nicht keimen), atmen sie. Diese Atmung, bei der im Innern des Samens Reservestoffe abgebaut werden, muss bei der Lagerung so weit wie möglich in ihrer Intensität vermindert werden. Wie Tiere, die einen Winterschlaf halten und dabei ihre Atmung und ihre Herzfrequenz verringern, atmen Samen langsamer, wenn sie im Dunkeln, in Trockenheit und bei einer kühlen möglichst konstanten Temperatur aufbewahrt werden. Logischerweise entsprechen die optimalen Saatgut-Lagerbedingungen von Saatgut also genau dem Gegenteil der optimalen Keimbedingungen.

 

Saatgutvermehrung siehe negative massale Selektion

 

Samenkorn

Das Samenkorn, dessen Ausbildung mit dem Verschmelzen von Pollenkorn und Eizelle beginnt, besteht in seiner endgültigen Form aus drei Teilen: Embryo, Nährgewebe und Samenhülle. Der Embryo ist aus der befruchteten Eizelle erwachsen und stellt eine Miniaturausführung der späteren Pflanze dar. Das Nährgewebe, das sich aus einem zweiten Pollenkorn, das bei der Befruchtung in den Fruchtknoten eindringt, entwickelt, dient bei der Keimung des Samenkorns der Ernährung des Keimlings, solange er sich noch nicht über seine eigenen Wurzeln ernähren kann.

Samen-Extraktion (Nass- und Trocken-)

Unter Extraktion versteht man das Herauslösen der Samen aus den sie umgebenden Hüllen. Diese Hüllen können Fruchtfleisch, Schoten, Hülsen oder verblühte Blumen sein.

Beim Fruchtgemüse (Tomaten, Kürbis, Zucchini, Gurken usw.) spricht man von Nass-Extraktion, da die Samen sich schon in der Frucht im nassen Milieu befinden und man Wasser benutzt für das Herauslösen und das Säubern der Samen.

Bei allen anderen Gemüsearten sterben die Mutterpflanzen bei (oder sogar schon vor) der Samenreife ab und die die Samen umgebenden Hüllen vertrocknen. Daher spricht man beim Herauslösen der Samen von Trockenextraktion.

Bohnen und Erbsen sind Hülsenfrüchte; die Samen müssen also durch Dreschen oder Zertreten aus den Hülsen befreit werden. Ebenso ist es bei den Schoten der Kohlpflanzen. Bei anderen Gemüsearten müssen die Samen aus den vertrockneten Blüten heraus geholt werden, wie z.B. beim Chicorée, beim Salat oder beim Lauch. Andere Samen liegen in nackter Form vor wie bei Petersilie und Möhre sowie bei Rote Bete und Spinat.

Je nach Natur der Pflanzenart werden die Samen bei der Trockenextraktion also durch Dreschen, Zertreten, Zerreiben, Schütteln oder Abstreifen extrahiert.

Samenreifung / Abreife

Die Phase der Samenreifung beginnt, wenn das Samenkorn mit Embryo, Nährgewebe und Samenhülle schon voll ausgebildet ist und nicht mehr von der Pflanze ernährt wird, dabei aber noch viel Wasser enthält, noch weich ist und auch noch eine weißliche oder hellgrüne Färbung hat. Im Laufe der so genannten Abreife wird das Samenkorn also langsam Wasser abgeben, etwas schrumpfen und seine endgültige Farbe annehmen.

 

Samen-Reinigung (Nass- und Trocken-)

Beim Fruchtgemüse bedeutet die Nassreinigung, dass man das Saatgut mit Wasser reinigt. Hierbei steht aber oft zunächst einmal eine Vergärung der Samen mit dem Fruchtfleisch an. So sind z.B. bei Tomaten und Gurken die Samen von einer gallertartigen Hülle umgeben, die sie in der Frucht vor frühzeitiger Keimung schützt. Wenn man bei der Extraktion Samen und Fruchtfleisch mit etwas Wasser und Zucker in ein Gefäß gibt und das Ganze ein paar Tage gären lässt, kann man die Samen danach in einem Sieb unter fließendem Wasser sehr einfach sehr sauber bekommen. Außerdem werden beim Gärungsprozess eventuell vorhandene Sporen von pathogenen Pilzen vernichtet.

Die Trockenreinigung erfolgt bei Pflanzen, deren Samen keine Fruchtumhüllung tragen und deren Mutterpflanzen während der Samenreife absterben (siehe auch Extraktion).

Die Reinigung der Samen, das heißt die Trennung zwischen guten und schlechten Samen bzw. Staub, Schmutz und Pflanzenresten erfolgt dann mit Sieben, Gebläsen und professionellen Maschinen.

Bei einigen Saatgutarten hat sich darüber hinaus auch eine Art der Nassreinigung bewährt, nämlich wenn Samen und Verunreinigungen in ein mit Wasser gefülltes Gefäß gegeben werden und dabei die leichten, leeren Samen sowie die Verunreinigungen aufschwimmen, während die großen gut gefüllten Samen zu Boden sinken. Nach dem Abgießen der Verunreinigungen müssen die guten Samen dann so schnell wie möglich getrocknet werden.

Samenträger

Als Samenträger wird eine Pflanze bezeichnet, die der Samenbauer ausgewählt hat für die Samenproduktion. Als Samenträger dienen der Definition nach nur die besten Pflanzen. Welche als die besten Pflanzen gelten, entscheidet der Samenbauer nach seinen persönlichen Kriterien, nach den vorgegebenen Sorteneigenschaften und nach verschiedenen  Zuchtkriterien oder -zielen. Die Samenträger für eine Sorte sollten eine gewisse Mindestzahl aufweisen; nur eine oder wenige Pflanzen für die Samenproduktion zu benutzen, würde eine genetische Verarmung mit sich bringen und zumindest bei den allogamen Pflanzen relativ schnell zu Degenerierungsprozessen, die einer Inzuchtdepressionen gleichkommen, hervorrufen.

Je nachdem, wie streng der Anspruch an eine möglichst große genetische Bandbreite durch eine ausreichende Zahl an Samenträgern gehandhabt werden soll, variieren die Angaben nach der Mindestzahl von Samenträgern für die Saatgutvermehrung einer Sorte zwischen 10 und 100 Individuen.

 

Schosser

Als Schosser werden Pflanzen bezeichnet, die von der vegetativen zur generativen Entwicklungsphase umschwenken und beginnen in Saat zu „schießen“. Im Samenbau hat der Begriff „Schosser“ aber eine negative Konnotation, da hiermit oft Pflanzen bezeichnet werden, die zu früh in die Blütenbildung gehen. Pflanzen, die zum willkommenen Zeitpunkt ihre generative Phase beginnen, werden demgegenüber als „Samenträger“ bezeichnet.

Zu einer vorzeitigen Schosserbildung in einem Pflanzenbestand kann es z.B. durch Stresssituationen kommen. So können je nach Pflanzenart z.B. Hitze oder Kälte die Schosserbildung provozierende Stressfaktoren sein.

Zu vorzeitiger Schosserbildung kann es z.B. bei Möhren, Zwiebeln und Mangold kommen, wobei dann die Pflanzen trotz ihrer Zweijährigkeit schon im ersten Jahr in Blüte gehen. Von solchen Pflanzen sollte also besser kein Saatgut gezogen werden.

Bei einjährigen Langtagspflanzen wie z.B. Salat, Radies und Spinat ist der Beginn der generativen Phase während der länger und wärmer werdenden Tage eigentlich normal. Trotzdem kann hier von Schossern gesprochen werden, nämlich dann, wenn die Pflanzen zu schießen beginnen, bevor sie ihre vegetative Entwicklung abgeschlossen haben (z.B. Schießen von Salat schon vor der Kopfbildung).

 

Tausendkornmasse

Die Tausendkornmasse wird oft in abgekürzter Form mit TKM markiert. Früher wurde Tausendkorngewicht (TKM) gesagt. Dieser Wert bezeichnet das Gewicht (eigentlich die Masse) von 1000 Korn Saatgut einer Pflanzenart und ist somit ein artspezifischer Standardwert, an dem sich Gemüsebauern und -gärtner orientieren um die für eine gewünschte Pflanzenzahl nötige Saatgutmenge bestimmen zu können.

Allerdings unterliegt die TKM natürlichen Schwankungen auch innerhalb einer Sorte, wenn nämlich z.B. aufgrund positiver oder negativer Wachstumsbedingungen die Samen in bestimmten Jahren entweder größer oder kleiner als normal ausfallen.

Bei manchen Pflanzenarten variieren die TKM erheblich zwischen den einzelnen Sorten. Dies ist z.B. besonders bei Bohnen und Kürbissen zu beobachten. Die TKM-Werte bei Buschbohnen können so durchaus zwischen 150 und 950 g pro 1000 Korn liegen!

Verkreuzung / Hybridisierung (unerwünschte)

Von Verkreuzung oder Hybridisierung spricht man, wenn zwei (oder mehrere) Pflanzensorten oder zwei Tierrassen sich kreuzen und Bastarde oder Hybride als Nachkommen zeugen. Das Wort „Bastard“ kann besonders  bei den Tieren eine negative Konnotation haben, z.B. wenn sich zwei reinrassige Hunde kreuzen und dann Bastarde oder Mischlinge geboren werden. Bei der Kreuzung von Pferd und Esel entstehen als Nachkommen Hybriden, nämlich Mulis oder Maulesel.

In der Pflanzenzüchtung wird die natürliche Fähigkeit der Pflanzen sich durch Pollentausch miteinander zu verkreuzen ausgenutzt, um neue Sorten zu züchten.

Wenn aber Saatgut von einer bestehenden Sorte vermehrt werden soll, muss darauf geachtet werden, dass kein fremdes Erbgut über den Pollen von einer anderen Sorte oder einer Wildpflanze der gleichen Art in die zu vermehrende Sorte getragen wird, da sie sonst dadurch ihre Reinheit und auch ihre spezifischen Sorteneigenschaften verlieren würde.

Blühen z.B. rote, ovale und gelbe runde Zwiebeln zusammen auf einem Feld, wird es sicherlich zu einer Verkreuzung zwischen den drei Sorten kommen. Dabei wird nun nicht eine neue Sorte herauskommen, sondern eher eine sehr heterogene Nachfolgegeneration.

Wenn man also Samenbau zur Sortenerhaltung betreibt, sollte man jegliche Verkreuzung vermeiden.

Die Liste der sich verkreuzenden allogamen Gemüsearten ist dabei recht lang:

  •       Die verschiedenen Sorten von Chicorée kreuzen sich untereinander und mit der wilden Wegwarte.
  •       Die verschiedenen Sorten von Endivien kreuzen sich untereinander und kreuzen sich auch in Chicorée-Sorten ein.
  •       Die verschiedenen Sorten von Gurken (Salat- und Gewürz-) kreuzen sich untereinander.
  •       Die verschiedenen Sorten der verschiedenen Kohlunterarten der Art Brassica oleracea (Weiß-, Rot- Wirsing-, Rosen-, Grün-, Blumen- Futterkohl, Kohlrabi und Brokkoli), kreuzen sich untereinander und gegenseitig.
  •       Die verschiedenen Sorten von Kürbis (Cucurbita maxima) kreuzen sich untereinander.
  •       Die verschiedenen Sorten von Lauch kreuzen sich untereinander.
  •       Die verschiedenen Sorten von Mangold kreuzen sich untereinander und mit Rote Bete, Zucker- und Futterrübe.
  •       Die verschiedenen Sorten von Möhren kreuzen sich untereinander und mit der wilden Möhre.
  •       Die verschiedenen Sorten von Rettich und Radieschen kreuzen sich untereinander und gegenseitig.
  •       Die verschiedenen Sorten von Rote Bete kreuzen sich untereinander und mit Mangold, Zucker- und Futterrübe.
  •       Die verschiedenen Sorten von Petersilie kreuzen sich untereinander.
  •       Die verschiedenen Sorten von Sellerie (Knollen-, Stangen- und Schnitt-) kreuzen sich untereinander.
  •       Die verschiedenen Sorten von Spinat kreuzen sich untereinander.
  •       Die verschiedenen Sorten von Zucchini (Cucurbita pepo) kreuzen sich untereinander.
  •       Die verschiedenen Sorten von Zwiebel (rote, gelbe und weiße Typen) kreuzen sich untereinander.

Zur Verhinderung von unerwünschten Verkreuzungen gibt es verschiedene Isolationstechniken.

Warmwasserbehandlung / -beize

Die Warmwasserbeize von Saatgut dient der Zerstörung der Sporen von pathogenen Pilzen, die sich über das Saatgut verbreiten (samenbürtige Pilzkrankheiten) und die beim Keimen des Saatgutes so genannte Auflaufkrankheiten verursachen können. Die Samen werden in 45°C warmen Wasser während zwei Stunden gebeizt. Dabei werden die Proteine der Pilzsporen zerstört, ohne dass die Keimfähigkeit der Samen darunter leidet. Nach der Warmwasserbehandlung werden die Samen schnell getrocknet.

„Der samenbürtige Schneeschimmelpilz (Fusarium nivale) bei Sommerweizen Lona wurde mit einer unter Praxisbedingungen durchgeführten Warmwasserbehandlung gleich gut bekämpft wie mit einer Labor-Warmwasserbehandlung und einer herkömmlichen chemischen Beizung. Das geprüfte Verfahren war sehr gut pflanzenverträglich.“

Winter W., Bänziger I., Rüegger A., Krebs H.
Agrarforschung 5(3), 125-128, 1998

http://www.agrarforschungschweiz.ch/archiv_11de.php?id_artikel=380

Weiter führende Links:

http://www.oekolandbau.de/fileadmin/redaktion/oeko_lehrmittel/Fachsschulen_Agrar/Landwirtschaft/flw_modul_d/flw_d_01/flwmd01_38neu.pdf

http://www.ufop.de/agrar-info/erzeuger-info/futtererbsen-ackerbohnen-suesslupinen/bekaempfung-der-anthracnose-bei-lupinen/

http://www.bio-gaertner.de/Gemuese/Gemuese-Saatbaeder-Saatbeizung

Wasserdampfbehandlung, -beize

Die Behandlung von Saatgut mit Wasserdampf ist eine aus der Warmwasserbehandlung entwickelte neuere Methode einer natürlichen Saatgutbeizung. Hierbei wird das Saatgut höheren Temperaturen (gegen 60°C) aber über einen kürzeren Zeitraum (1,5 – 2 min) ausgesetzt.

Weiter führender Link:

http://www.nas.boku.ac.at/fileadmin/_/H93/H933-IFOL/oekolandbautagung/gemuesebau_schutz_myko/abstract_Biolandbau_Tagung_BOKU_Steinb%C3%B6ck.pdf